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Angelika Beer
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Deutschlandradio: Stören sich Militär und Friedensdienste in Krisenregionen?

04.12.2004

Anmoderation:

Um den 5. Dezember rücken die Entwicklungshelfer in den Blick. Denn diesen Tag hat die UNO vor bald 20 Jahren zum internationalen Tag für alle Entwicklungshelfer ausgerufen.
Seit wenigen Monaten gibt es allerdings einen neuen Aktionsplan der Bundesregierung. Er sieht eine zivil-militärische Zusammenarbeit in Krisenregionen vor. Soldaten der Bundeswehr künftig Seite an Seite mit zivilen Hilfsorganisationen? Ob das gut gehen kann 竿 darüber diskutierten kürzlich Fachleute und Vertreter von weltlichen und kirchlichen Entwicklungsdiensten in Köln. Karla Sponar verfolgte die Diskussion um die zivil-militärische Zusammenarbeit.


Collage:

1. O-Ton: Michael Steeb
癸Für uns als Nichtregierungsorganisation ist es durchaus problematisch. Militär bedeutet nicht automatisch Schutz. Für uns ist der größere Schutz gegeben durch unsere Partner vor Ort. Die Enge Nähe zum Militär macht uns eher zu einer Angriffsfläche.科
+
2.O-Ton: Gerhard Klose
癸das Problem 竿 aus unserer Sicht: die Hilfsorganisation,
weil sie sich nicht von der Politik oder Regierung koordinieren lassen wollen.科
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3. O-Ton: Michael Steeb
癸Die Vorfälle im Kundus zeigen gerade, dass Militär zur Zielscheibe wird und dass es für die einheimische Bevölkerung schwer zu unterscheiden wird, wie gehören die zusammen, wie sind die auseinander.科
+
4.O-Ton: Christa Weber
癸Ich möchte nicht von einem Militär mir sagen lassen müssen, was ich im zivilen Bereich zu tun habe. Sicherlich auch nicht umgekehrt. Das kann nicht Sinn der Sache sein.科

Autorin-1:
Und deshalb ist noch viel zu klären: Z. B., wie ist die Konkurrenz zu den Entwicklungshelfern zu verhindern? Das wird je nach Krisenregion immer wieder einzeln zu entscheiden sein, sagt die Wehr-Expertin der Grünen, Angelika Beer. Sie hat selbst im Zweiten Golfkrieg für eine Hilfsorganisation gearbeitet.


5.O-Ton: A. Beer
癸Man hat leicht den Hang, als unabhängige Hilfsorganisation, für sich selbst zu entscheiden, was man macht, und selber gar nicht den Kontakt mit Militär und anderen Organisationen zu suchen, sondern man sucht eigene Projekte aus, das wird forciert. Hilfsorganisationen werden sich zukünftig genauso frühzeitig melden müssen, was in deren Interesse ist.科

Autorin-2:
Doch gerade jetzt, da die Beschwerden von Rekruten in der Bundeswehr untersucht werden, stellt sich noch schärfer die Frage, ob die Soldaten der Bundeswehr angemessen ausgebildet sind für Einsätze, in denen sie auch zivile Aufgaben übernehmen sollen.

6.O-Ton: A. Beer
癸Da gibt es offensichtlich Defizite, ein fehlendes Unrechtsgefühl, das waren die Fälle von Cosfeld und andere, und wenn man sich vorstellt, dass solche Ausbilder in einen Auslandseinsatz kommen, wenn wir uns an die Vorfälle von Abu Graib erinnern, wo also Menschenwürde mit Stiefeln getreten wird 竿 das beschädigt die internationale Akzeptanz von solchen Einsätzen.科

Autorin-3:
Die Wehr-Expertin der Grünen ist grundsätzlich für das Konzept der zivil-militärische Zusammenarbeit. Denn auf dem Balkan hat genau diese Koordination gefehlt: Da sind gleichzeitig Nichtregierungsorganisationen, staatliche Entwicklungsdienste und Vertreter aus Bundesministerien nebeneinander aufgetreten, ohne sich abzustimmen. Eine Verschwendung von Ressourcen. Christa Weber, die Geschäftsführerin von Pax Christi, erinnert an ein negatives Beispiel aus dem serbischen Gebiet in Bosnien:

7.O-Ton: C. Weber
癸Ich bin dagegen, wenn Militär meint, mal eben eine Siedlung bauen zu können. In der Republika Srpska da wurde eine wunderbare Reihenhaussiedlung hingebaut, mit Geldern der Bundesregierung, die letzten Endes leer stand. Weil erstens die Rückkehr von in dem Fall muslimischer Minderheit in die Republika Srpska nicht gewollt war und es zweitens mit den Leuten, die da einziehen sollten, auch nicht abgesprochen war. Und das kann洛s wohl nicht sein.科

Autorin-4:
Künftig soll sich polizeiliche, militärische und zivile Arbeit verzahnen, um der betroffenen einheimischen Bevölkerung in Krisenregionen schneller, effektiver und langfristig zu helfen.

8.O-Ton: G. Klose
癸Z. B. ist in dem Ort, wo die Bundeswehr ist, immer die beste Krankenversorgung. Die Hilfsorganisationen greifen gerne darauf zurück.科

Autorin-5:
Gerhard Klose aus dem Bundesverteidigungsministerium war selbst als Oberst auf dem Balkan eingesetzt.

9.O-Ton: G. Klose
癸Da die Bundeswehr immer zu den Elementen gehört, die als erstes in Aktion treten, wird von vornherein, auch über die Bundeswehr der zivile Anteil mit angelegt.科

Autorin-5:
Entwicklungshelfer von staatlichen oder unabhängigen Organisationen drängen indessen darauf, die Aufgaben klar abzugrenzen. Jürgen Wilhelm, Geschäftsführer des staatlichen Deutschen Entwicklungsdienstes:

8.O-Ton: J. Wilhelm
癸Da ist noch eine grundsätzliche Debatte mit den Kollegen der Bundeswehr von Nöten, die ein ganz anderes Verständnis von Akzeptanz, von zivilem Aufbau von Gesellschaften haben. Die haben eine Kommandostruktur, die kriegen einen Auftrag und dann wird der erfüllt.科

Autorin-6:
Entwicklungshelfer aber sind meist lange Jahre bevor ein Konflikt aufbricht vor Ort, in die Gesellschaft integriert. Deshalb stellt die Europaparlamentarierin Angelika Beer klar:

9.O-Ton: A. Beer
癸Die wirklichen Experten in den ganzen Regionen sind die Entwicklungsorganisationen. Die muss man hören. Das würde auch mehr Sicherheit für den Militäreinsatz bedeuten.科

 

Ein Beitrag von Dr. Karla Sponar, Königswinter, für das Deutschlandradio.

 

© 2004 - Angelika Beer, MdEP.
Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
www.angelika-beer.de

 

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