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Angelika Beer
MdEP

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Willi Piecyk ist tot

16.08.2008

Liebe Leserinnen und Leser,

das berühmte Sommerloch erfüllt alle Erwartungen: Verdi.Chef Bsirske hebt ab, während Lufthansa am Boden bleibt. Die SPD streitet um den Ausschluss von Wolfgang Clement und die fatale Menschenrechts- und Informationspolitik Chinas prägt die Olympischen Spiele.

Diese Themen sind für mich schlagartig Randerscheinungen. Das Leben in der Gegenwart statt in Nachrichten hat mich eingeholt. Willi ist tot. Da ist auf einmal ein ¬ÑSchwarzes Loch¬ì, das sich auftut, irgendetwas sträubt sich in mir, der Magen zieht sich zusammen, der Kopf rast von Gedanke zu Gedanke und ist leer zugleich. Willi Piecyk. Willi, dem ich immer wieder begegnet bin. Willi in der Lederjacke mit der alten Aktentasche, Willi im Anzug, das Lächeln im Gesicht. In Schleswig-Holstein, als er Landesvorsitzender der SPD in schwieriger Zeit war, bei den Koalitionsverhandlungen in Kiel, im Zug nach Berlin oder Bonn und seit der letzten Wahl zum Europaparlament war Willi sozusagen mein ¬Ñständiger Reisebegleiter¬ì. Wir haben so oft die Wartezeiten am Flughafen und die Fahrtzeiten zum Parlament genutzt, um Persönliches und Politisches auszutauschen. Einig waren wir nicht immer, aber sein feiner Humor und seine Gelassenheit haben geholfen, die politischen Gegensätze zu überwinden.

Sein Tod am letzten Donnerstag reißt eine Lücke. Er hat gekämpft ¬ñ oft taktierend um das Machbare, aber immer mit dem Maximum im Blick in Europa für Europa und die Menschen in Schleswig-Holstein. Er ist direkt, aber nie polarisierend für den Schutz unserer Meere eingetreten und stand auch dabei immer im Dienst der Sache und der Menschen, nicht im Dienst der Macht. Und seit letztem Jahr hat Willi gegen den Krebs gekämpft. Diesen Kampf hat er mit einem unermüdlichen Optimismus geführt. Beim Espresso vor dem Abflug an ¬Ñunserem¬ì Gate C12, Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel, hat er von Erfolgen in diesem Kampf erzählt, und kurz vor Beginn der Sommerpause auch von einem kleinen Rückschritt. Wir haben gescherzt und nach vorn diskutiert.

Nach vorn, weil wir 3 Europaabgeordneten aus Schleswig-Holstein ¬ñ gleich welcher Parteizugehörigkeit ¬ñ immer wieder nach neuen Wegen suchten, Europa und Schleswig-Holstein enger zusammen zu bringen, die Herzen der Menschen für Europa zu öffnen. Sie mitzunehmen auf dem manchmal holprigen Weg, dieses Europa selbst zu gestalten. Jetzt gehen wir diesen Weg ohne Willi.

Willis Optimismus hat den Kampf gegen den Tod verloren. Wir alle haben damit sehr viel verloren. Es wird anders sein. Schleswig – Holstein fehlt eine wichtige Stimme in Europa, eine direkte Stimme, die sich einsetzte mit aller Kraft, doch ohne zu verletzen. Der Mensch Willi Piecyk wird fehlen.

Ihre Angelika Beer

 

© 2004 - Angelika Beer, MdEP.
Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
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