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Angelika Beer
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"Schüler Helfen Leben" und "Aktionsbündnis Landmine.de" für Friedenspreis vorgeschlagen

23.09.2005

Die Europa-Abgeordnete Angelika Beer hat die Schülerinitiative "Schüler Helfen Leben" und das "Aktionsbündnis Landmine.de" für den Göttinger Friedenspreis vorgeschlagen. Beide Gruppen haben sich in den vergangenen zehn Jahren durch herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement für den Frieden verdient gemacht. Wir dokumentieren hier ihren Brief an die Jury:

Sehr geehrter Herr Vogt,
sehr geehrte Damen und Herren,

für den Göttinger Friedenspreis möchte ich Ihnen zwei Gruppen vorschlagen: das ¬ÑAktionsbündnis Landmine.de¬ì und die Schülerinitiative ¬ÑSchüler Helfen Leben¬ì. Beide haben sich in den vergangenen zehn Jahren durch herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement für den Frieden verdient gemacht.

Das Aktionsbündnis Landmine.de

Die Auswirkungen von Landminen und Streubomben sind erschütternd. In erster Linie treffen sie unschuldige Zivilbevölkerung in Ländern, wo nach Ende von Bürgerkriegen ein mühsamer Neuanfang versucht wird. Landminen töten und verstümmeln auf grausame Weise Menschen, die ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Jedes vierte Opfer ist ein Kind. Wie keine andere Waffe verhindern sie oft noch Jahre nach kriegerischen Auseinandersetzungen eine Zukunft in Frieden.

Im Rahmen der "Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen" gelang es dem "Deutschen Initiativkreis für das Verbot von Landminen" bereits kurz nach seiner Gründung 1995, 450.000 Unterschriften in Deutschland zu sammeln, die sich damit den 5 Forderungen des Initiativkreises nach einem Verbot aller Landminen anschlossen. Im Frühjahr 2004 wurde der Deutsche Initiativkreis für das Verbot von Landminen in Aktionsbündnis Landmine.de umbenannt. Die 5 Forderungen blieben jedoch die gleichen und werden mittlerweile von 800.000 Bürgerinnen und Bürger unterstützt:

¬ï Ein weltweites Verbot der Entwicklung, der Produktion, des Exports (einschließlich des Technologietransfers) und des Einsatzes aller Landminen und minenähnlich wirkender Waffen (z.B. Streubomben).

¬ï Offenlegung aller Forschungsobjekte und Exporte, aller militärischer Einsatzplanungen und aller Minenbestände und -lager, einschließlich solcher von Armeen auf ex-territorialem Boden.

• Die nachweisbare Vernichtung aller existierenden Minen

¬ï Die Umwidmung der für die Entwicklung von Minen und Minenverlegesystemen bereitgestellten Gelder zugunsten der Rehabilitation und Entschädigung von Minenopfern.

¬ï Eine umfassende Unterstützung der weltweiten Minenräumung und Opferhilfe unter Aufsicht der UNO und der humanitären Hilfsorganisationen durch Finanzierung z.B. eines Fonds zur Minenräumung.

Durch die massive Öffentlichkeitsarbeit des Aktionsbündnisses gelang es einen Verzicht der Bundeswehr auf einen Teil ihrer Landminen, die Antipersonenminen, durchzusetzen. Damit gehörte Deutschland 1996 zu einer kleinen Gruppe von rund zehn Ländern, die für einen Bann der Antipersonenminen waren. Unter dem ständigen Druck der vielen Organisationen der internationalen Kampagne und dank dem politischen Mut einiger Regierungsvertreter wuchs diese Gruppe der "Pro-Bann-Staaten", die im Dezember 1997 in Ottawa einen Verbotsvertrag für Antipersonenminen unterzeichneten, bis auf 123 an. Dies war nach langer Überzeugungsarbeit zweifellos ein großer Erfolg, der mit der Überreichung des Friedensnobelpreises für die internationale Kampagne und ihre Koordinatorin Jody Williams am 10. Dezember 1997 in Oslo einen Höhepunkt verzeichnete.

Die Kampagne wurde von allen Seiten als weltweite Bürgerinitiative gefeiert und gelobt. Nie zuvor sei es gelungen, eine Waffe zu verbieten, die überall in der Welt im Gebrauch sei. Das Nobelpreiskomitee hob außerdem hervor, dass die Kampagne nicht nur eine wichtige Rolle beim Erreichen eines Vertrages gespielt, sondern auch eine neue Form der internationalen Diplomatie vorangebracht habe. Trotz Widerstandes der Militärgroßmächte und außerhalb der gängigen UNO-Strukturen haben mittlere und kleine Staaten im Bündnis mit der "organisierten Zivilgesellschaft" Erfolge erzielt, die sie allein nie erreicht hätten.

Die Überprüfungskonferenz des Ottawa-Vertrages im Dezember 2004 in Nairobi hat jedoch deutlich gemacht, dass die Bilanz angesichts von noch 100 Millionen vergrabener Landminen und der Weigerung der USA, von China und Russland weiterhin deutlich hinter den gesteckten Zielen zurückbleibt. Um ihrer Vorreiterrolle bei der Ächtung von Landminen auch weiterhin gerecht zu werden, ist die Bundesregierung aufgefordert, auf die Anerkennung von Anti-Fahrzeug-Minen als Teil der Ottawa-Konvention zu drängen und die eigenen Bestände zu vernichten, wie es jüngst das Europaparlament gefordert hat. Vor diesem Hintergrund ist die Fortsetzung des unnachgiebigen zivilgesellschaftlichen Engagements des Aktionsbündnisses gerade auch in Deutschland unabdingbar.
Die Arbeit des Aktionsbündnisses Landmine.de verdient hohen Respekt und Anerkennung.


Schüler Helfen Leben

Die Schülerinitiative ¬ÑSchüler Helfen Leben e.V.¬ì steht für ein breites und nachhaltiges zivilgesellschaftliches Engagement deutscher Jugendlicher zugunsten eines friedlichen Miteinanders auf dem Balkan. Besonders hervorzuheben ist der von Schüler Helfen Leben initiierte Soziale Tag. Am Sozialen Tag, der 2006 erstmals bundesweit stattfinden wird, sind Schülerinnen und Schüler aufgerufen, einen Tag die Schulbank gegen einen Platz im Berufsleben zu tauschen und ihren Lohn für die Projekte von Schüler Helfen Leben zur Bildungsarbeit, der Völkerverständigung und des Wiederaufbaus in Südosteuropa zu spenden. Beim letzten Sozialen Tag am 22.06.2004 verdienten 220.000 Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Berlin über drei Millionen Euro.

 

 

 

 

 

 

 

Entstanden ist die Schülerinitiative während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien Anfang der neunziger Jahre. Einige deutsche Schüler wollten das Leid der Jugendlichen in den Flüchtlingslagern nicht länger tatenlos hinnehmen. Die Initiative startete von Rheinland-Pfalz aus mit Hilfstransporten. Bald kamen Spenden von Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland. Als eine der wenigen Organisationen begann Schüler Helfen Leben schon während des Krieges mit dem Wiederaufbau. In Bosnien-Herzegowina, Kroatien und später auch im Kosovo, haben Schüler Helfen Leben mehr als 70 Schulen und Kindergärten wieder errichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schüler Helfen Leben haben unter anderem ein internationales Jugendbegegnungshaus in Sarajevo aufgebaut. Hier arbeiten u.a. Schülervertreter, junge Medienmacher und Wehrdienstverweigerer für mehr Demokratie.

In Ostbosnien haben Schüler Helfen Leben gemeinsam mit ihrer bosnischen Partnerorganisation IPAK und dem Berghof Forschungszentrum ein Jugend- und Ausbildungszentrum mit einer angeschlossenen Schreinerei errichtet, um den Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu eröffnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Kosovo wurde ein Jugendzentrum auf der albanischen Seite von Orahovac/Rahovec gebaut und auch in der serbischen Enklave Jugendräume eingerichtet. Schüler Helfen Leben bietet gerade nach den schweren Ausschreitungen im Frühjahr 2004 den Jugendlichen Serben und Albanern eine Plattform für friedlichen Austausch und Begegnungen. Jährlich im Sommer und im Winter organisiert Schüler Helfen Leben multiethnische Camps. In einem mehrtägigen Peacebuilding-Training, werden dort die Jugendlichen behutsam auf erstmalige Begegnung nach dem Krieg vorbereitet.

 

 

 

 

 

 

 

 

In Bosnien sollen Roma-Kinder mit Hilfe spezieller Sommerschulen die Chance auf Bildung und einen geregelten Schulalltag bekommen. Das Ziel ist es, den politisch und gesellschaftlich vollkommen isolierten Roma neuen Lebensmut zu geben.

Schüler Helfen Leben, das sind Schüler, die sich ehrenamtlich oder im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres für den guten Zweck einsetzten. Mit viel Eigeninitiative und Engagement organisieren sie den Sozialen Tag, informieren Schülerinnen und Schüler über die Lage in Südosteuropa und animieren Jugendliche zum Mitmachen.

Es verdient hohen Respekt, dass einer Schüler-Initiative in 10 Jahren gelungen ist, durch freiwilliges Engagement einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag zur Aussöhnung und für ein multiethnisches Zusammenleben in Südosteuropa zu leisten. Schüler Helfen Leben haben mit dem Sozialen Tag schon mehrere Schülergenerationen geprägt und die Augen offen gehalten, wo die Öffentlichkeit die Augen verschließt.

Ich hoffe, dass ich mit diesen beiden Vorschlägen zu einem breiten Spektrum an Kandidatinnen und Kandidaten für den Göttinger Friedenspreis beigetragen habe, das uns alle weiterhin ermutigt und anspornt, entschieden für Frieden einzutreten.

Ich wünsche Ihnen bei Ihrer schweren Entscheidung eine glückliche Hand.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Beer

 

© 2004 - Angelika Beer, MdEP.
Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
www.angelika-beer.de

 

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