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Angelika Beer
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Wasserbomben in der Ostsee

05.06.2008

Sprengk–rper aus dem Weltkrieg ausgerechnet unter vielbefahrener Schifffahrtsstraþe

In der Ostsee bedrohen Wasserbomben die Schifffahrt. Auf dem Grund der Kadetrinne, einer der meist befahrenen Schifffahrtsstraþen der Welt, liegen an Bord eines Kriegsschiffwracks mindestens drei Bomben, die jederzeit explodieren k–nnten. T”glich durchfahren fast 200 Schiffe die schmale Passage vor der deutschen K¸ste, darunter Dutzende Tanker.Wegen ihrer Enge und des vielen Verkehrs gilt die Kadetrinne zwischen der Halbinsel Darþ und der d”nischen Insel Falster unter Seeleuten als schwer schiffbar.

Ðblicherweise werden Meeresgebiete, in denen Wasserbomben entdeckt werden, f¸r den Verkehr gesperrt; die Explosivstoffe werden geborgen oder gesprengt. In diesem Fall ist das bislang nicht geschehen, obwohl die Beh–rden seit mindestens anderthalb Jahren von der Gefahr wissen. Bereits im Jahr 2006 hat das Bundesamt f¸r Seeschifffahrt und Hydrographie BSH Seekarten entsprechend ”ndern lassen: Das betreffende Wrack in der Kadetrinne - vermutlich ein "Vorpostenboot" aus dem Zweiten Weltkrieg - wird in den Karten seither nebul–s als "munitionshaltig" bezeichnet. Offenbar hatten Marinetaucher den Sprengstoff entdeckt.

An Bord des Schiffes befinden sich nicht die in der Ostsee h”ufig zu findenden, vergleichsweise kleinen Minen, sondern sogenannte Groþ-Kampfstoffe, die geeignet sind, komplette Schiffe zu versenken. Mindestens drei Wasserbomben lagern neben anderer Munition aus dem Zweiten Weltkrieg an Bord des 30 Meter langen und sieben Meter breiten Schiffes, das aufrecht auf dem Grund steht. Die explosive Fracht liegt in 21 Meter Tiefe und damit vier Meter unter dem an dieser Stelle zugelassenen Tiefgang f¸r Schiffe; Kollisionen von Schiffen mit den Bomben sind bei normaler Fahrt folglich nicht zu bef¸rchten. Bei Notankerungen und Havarien k–nnten die Bomben allerdings explodieren. Das Wrack liegt ausgerechnet in jenem Gebiet der Kadetrinne, wo in der Vergangenheit die meisten Schiffe verungl¸ckt sind.

Es besteht zudem die Gefahr, dass die Bomben von selbst explodieren. Spontane Detonationen von Weltkriegsmunition werden in der Ostsee regelm”þig registriert. Dadurch wurden auch bereits Schiffe versenkt. "Wenn irgendwo Gefahr in Verzug ist, dann in diesem Fall", sagt Angelika Beer, Europaparlamentarierin der Gr¸nen.

"Der n–rdliche Tiefwasserweg in der Kadetrinne muss umgehend gesperrt werden", fordert der Umweltgutachter Stefan Nehring, ein Experte f¸r Munitionsfunde im Meer. Nach Ansicht des BSH jedoch stellt "das Wrack f¸r die Ðberwasserschifffahrt keine unmittelbare Gefahr dar".

Die Wasserbomben wurden offenbar zuletzt von Tauchern der Bundesmarine im Oktober 2006 untersucht. Es bestehe jedoch "keine Klarheit ¸ber den Zustand der Bomben", erkl”rt der Kampfmittelr”umdienst von Mecklenburg-Vorpommern. Eine Bergung der Bomben sei jedoch h–chst gef”hrlich, weil die Bomben jederzeit explodieren k–nnten. "Die Beh–rden sind nun dringend aufgefordert, die Bergung der Bomben zu pr¸fen", sagt Gr¸nen-Politikerin Angelika Beer.

Die Beseitigung der Bomben w¸rde Schifffahrt und Seehandel massiv beeintr”chtigen. "Die Kadetrinne m¸sste f¸r den Verkehr geschlossen werden, wom–glich tagelang", sagt Nehring. Doch weder das BSH, noch das f¸r die Region zust”ndige Schifffahrtsamt oder der Kampfmittelr”umdienst haben einen Plan f¸r die Beseitigung der Kampfmittel. "Wir k–nnen nicht beurteilen, ob die Bomben entsch”rft werden sollten", sagt eine Sprecherin des BSH. F¸r die R”umung sei die Marine oder der Kampfmittelr”umdienst zust”ndig.

Eine Sprengung des Wracks k”me nicht in Frage, denn ÷l k–nnte auslaufen, erkl”rt der Kampfmittelr”umdienst von Mecklenburg-Vorpommern. Das ÷l m¸sste also zuvor aus dem Wrack gepumpt werden. Eine andere M–glichkeit w”re laut Kampfmittelr”umdienst, die Bomben vom Schiff zu holen und sie in einigem Abstand am Meeresgrund zu sprengen.

Nach bisherigen Pl”nen soll der explosive Fund in der Kadetrinne zun”chst von Tauchern ein weiteres Mal untersucht werden. Auch daf¸r gibt es allerdings noch keinen Termin. "Der Umgang der Beh–rden mit der Gefahr ist unverantwortlich und nur durch unzureichende Expertise erkl”rbar", sagt Stefan Nehring. Auch der Ablauf einer Bergung ist nicht eindeutig geregelt. Die Kadetrinne f”llt als Bundeswasserstraþe zwar in die Zust”ndigkeit des Bundes. Die R”umung von Munition auf dem Meeresgrund vor der deutschen K¸ste f¸hren aber zumeist die Kampfmittelr”umdienste der Bundesl”nder durch. AXEL BOJANOWSKI

S¸ddeutsche Zeitung

 

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Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
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