Zur Person
Angelika Beer: Ehemalige Landtagsabgeordnete der Piratenpartei
Angelika Beer, geb. 1957 in Kiel, ist seit Mai 2012 Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Für die Piratenfraktion sitzt sie dort im Umwelt- und Agrar-Ausschuss sowie im Europa-Ausschuss. Als Sprecherin ihrer Fraktion für Umwelt-, Agrar-, Energie-, Europa-, Minderheiten- und Flüchtlingspolitik sowie gegen Rechtsextremismus und für den Tierschutz ist sie ihren alten Themenbereichen weitestgehend treu geblieben.
Die langjährige Politikerin war bis 2009 Gründungsmitglied der GRÜNEN. Im November 2009 ist sie der Piratenpartei Deutschland beigetreten und engagierte sich seitdem u.a. bei den Piraten gegen Rechtsextremismus, in der Internationalen Piratenpartei (PPI), in der AG Außen- und Sicherheitspolitik sowie in der AG Europa. Zu Begründung dieses Engagement über die Landesgrenzen Schleswig-Holsteins hinaus sagt sie: „Wer – wie ich – auch nur einmal die Verantwortung für einen Kriegseinsatz bereit mitzutragen bereits war, ist unwiderruflich und für immer dem Frieden verpflichtet“.  Dies war aus ihrer Sicht bei den GRÜNEN nicht mehr möglich. In der Piratenpartei hingegen sieht sie die Freiheit, nach ihrem Gewissen abzustimmen, wie es das Grundgesetz vorsieht.
Bis Januar 2013 war Beer auch Vorsitzende des Parlamentarischen Netzwerkes für Konfliktprävention (PNCP) des Ost-West-Instituts (EWI). Diese Aufgabe, die mit vielen Auslandsreisen verbunden war, hat sie abgegeben, da die Präsenz in Kiel für sie als Landtagsabgeordnete im Namen der Bürgerinnen und Bürger Priorität hat vor ihrer außenpolitischer Arbeit.
Angefangen hat die politische Laufbahn Angelika Beers mit dem üblichen Engagement einer eher linksorientierten jungen Frau während der 70er Jahre: Bürgerinitiativen, Friedensbewegung, Protest gegen Atomkraftwerke. Beer war zunächst im Kommunistischen Bund aktiv, danach gründete sie die Liste für Demokratie und Menschenrechte in Schleswig-Holstein mit, bevor sie zusammen mit anderen Mitstreitern 1979 die GRÜNEN aus der Taufe hob. Mit 27 Jahren wurde Angelika Beer 1987 für die Grünen in den Bundestag gewählt – sie war die zweitjüngste Abgeordnete überhaupt.
Als die Grünen drei Jahre später an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten, suchte sich Beer eine Arbeit im humanitären Bereich. Sie koordinierte für „medico international“ die internationale Kampagne zur Ächtung von Landminen, die den Friedensnobelpreis erhielt. In Deutschland war sie federführend für die Kampagne zuständig. Gleichzeitig war sie Mitglied im grünen Bundesvorstand.
1994 schafften es BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wieder in den Bundestag – und mit ihnen kehrte Beer als Abgeordnete nach Bonn zurück. Bis 2002 blieb sie Bundestagsabgeordnete. In dieser Zeit wurde sie verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion. Angesichts der sich verändernden Sicherheitslage nach dem Kalten Krieg und dem Ausbrechen ethnischer Konflikte mitten in Europa gestaltete sie auch den Wandel von der anti-militaristischen Position von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hin zu einer Politik, die auch militärische Mittel zum Schutz vor massiven Menschenrechtsverletzungen gewährleisten sollte. Dabei machte Angelika Beer immer wieder deutlich, dass zivile Krisenprävention und Konfliktlösung im Vordergrund stehen müssen und die entsprechenden Instrumente weiter ausgebaut werden müssen.
Als im Jahr 2002 eine Abstimmung über die Trennung von Amt und Mandat auf dem Grünen-Parteitag zur Folge hatte, dass die Vorsitzenden Claudia Roth und Fritz Kuhn ihre Sessel räumen mussten, standen die Grünen plötzlich ohne Führungsduo da. Angelika Beer sprang in die Bresche und kandidierte für das Amt der Bundesvorsitzenden. Eigentlich wollte Beer nur als Beisitzerin im Bundesvorstand kandidieren, um sich dann in Richtung Europa zu orientieren. Doch wie sie selbst sagt: „Wenn Not an der Frau ist, kann ich nicht wegsehen“. Gemeinsam mit Reinhard Bütikofer stellte sie zwei Jahre lang die Doppelspitze ihrer Partei. Das erste Jahr als Parteichefin war vor allem durch den Kampf gegen den Irakkrieg geprägt. Darüber hinaus hat sie sich in der Zeit vor allem für eine Überführung der Bundeswehr in eine Berufsarmee eingesetzt, für eine humanitäre Ausgestaltung des Zuwanderungsgesetzes gekämpft und immer wieder die krisengeschüttelten Balkanländer besucht.
Auf der Bundesdelegiertenkonferenz im Dezember 2003 in Dresden wählten die Grünen sie auf einen aussichtsreichen Listenplatz – und Angelika Beer zog im Juli 2004 als Europa-Parlamentarierin nach Brüssel ein. Hier war sie Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie des Unterausschusses für Sicherheits- und Verteidigungspolitik und leitete die Iran-Delegation des Europaparlaments. Zudem war sie Koordinatorin und Sprecherin für Außenpolitik und Sicherheitspolitik der Fraktion GRÜNE/EFA. Europa, so ihr Motto, ist „unheimlich faszinierend“. Zu den europäischen Grünen hält sie bis heute gute Kontakte aufrecht.
Natürlich gibt es auch ein Privatleben. Dazu gehören unter anderem auch Katzen und Kater, ein Hund und ein Pferd. Nachdem sie sich nach einer erfolglosen Not OP nach über 10 Jahren von ihrer Trakehnerstute „Bergwacht“ trennen mußte, gibt es seit Januar 2016 ein neues Familienmitglied: Danny ist ein 10 jähriger Welsh-Cob und lebt ganz in der Nähe in einem Aktivstall.
Mit dem überraschenden Einzug in den Landtag im Jahr 2002 erklärte Angelika Beer: eine schöne Aufgabe, für die Piraten nun im Parlament zu sein. Ich werde aber auf keinen Fall am Ende der Legistlaturperiode nochmal antreten. Die kommende Wahl ist am 7. Mai 2017. Angelika Beer freut sich, zukünftig wieder außerparlamentarisch sich den Themen widmen zu können, die ihr Leben bewegt und geprägt haben.
Tabellarischer Lebenslauf
24.5.1957 Geburt in Kiel
Ausbildung zur Arzthelferin und zur Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin
Engagement in Bürgerinitiativen, in der Anti-AKW- und der Friedensbewegung
1979 Gründungsmitglied der Liste für Demokratie und Umweltschutz, Schleswig-Holstein
1980 Gründungsmitglied der GRÜNEN und bis März 2009 Mitglied im Kreisverband Neumünster
1987-1990 Mitglied des Deutschen Bundestages, Mitglied in der parlamentarischen Versammlung der Nato und des Europarates
1990-1994 Referentin für Menschenrechtsfragen, Koordinatorin der internationalen Kampagne zur Ächtung von Landminen/medico international
1991-1994 Mitglied des Bundesvorstandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
1994-1998 Vorsitzende der Deutsch-Skandinavischen Parlamentariergruppe der 13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages
1994-2002 Mitglied des Deutschen Bundestages, verteidigungspolitische Sprecherin und Obfrau von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Verteidigungsausschuss und im Unterausschuss für Rüstungskontrolle und Abrüstung und Nonproliferation, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und im Ausschuss für Europaangelegenheiten, Mitglied in der Nordatlantischen Versammlung, Stv. Vorsitzende der Deutsch-Skandinavischen Parlamentariergruppe und Mitglied in der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe
2002-2004 Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
2004-2009 Mitglied des Europäischen Parlaments
Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie des Unterausschusses für Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Koordinatorin für Außenpolitik und sicherheitspolitische Sprecherin der GRÜNEN/EFA
Vorsitzende der Iran-Delegation des EP, Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der Nato, stv. Mitglied des Europausschusses des Deutschen Bundestages, stv. Mitglied der Mazedonien-Delegation des EP.
2008 bis 2013 Vorsitzende des Parlamentarischen Netzwerks für Konfliktprävention
Seit Mai 2012 bis zum 6. Juni 2017: Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein
Dort Mitglied im Europaausschuss sowie im Umwelt- und Agrar-Ausschuss. Sprecherin der Piratenfraktion für Minderheiten-, Europa-, Flüchtlings-, Energie-, Umwelt-, Agrarpolitik, gegen Rechtsextremismus und für den Tierschutz. Sie ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende und vertritt die Piratenfraktion im Beirat für die Aufarbeitung der NSDAP in SH sowie im Energiewendebeirat, der Anfang 2014 ins Leben gerufen wurde
Sonstiges:
• Gründung des Vereins für Toleranz und Zivilcourage e.V. Neumünster, Vorsitz bis 2007
• Mitglied im Berliner Informationszentrum für transatlantische Sicherheit (BITS)
• Mitglied im Beirat des Komitees für eine Demokratische UNO (KDUN)
• Mitglied der Europa-Union
• Mitglied im Verein ehemaliger Europa-Abgeordneter
• Mitglied des Parlamentarischen Netzwerkes für Nukleare Abrüstung PNND
• Mitglied der Pferdeklappe e.V. SH
• Mitlied von Pro Asyl und
• Wikimedia