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Angelika Beer
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Am Tag als Bobby Ewing starb

Hamburg, 06.06.2005 und Kiel, 10.06.2005

AM TAG ALS BOBBY EWING STARB ist eine augenzwinkernde Zeitreise in die Alternativbewegung der 80er Jahre. Im Mittelpunkt des Geschehens steht eine Landkommune in der Wilstermarsch, die friedlich gegen den Bau des Atomkraftwerks in Brokdorf protestiert. Sie freuen sich, als ihr Windrädchen im Garten eine Glühbirne zum Leuchten bringt (¬ìWir sind autark!!¬ì), schreien sich glücklich und diskutieren, wenn nicht über das Redeverhalten, über die Gewaltfrage. Bis zum Tag als Dallas-Held Bobby Ewing stirbt. An diesem Tag verändert sich alles: Die Tagesschausprecherin verliest die Nachricht vom GAU in Tschernobyl.

Angelika Beer, MdEP und frühere Brokdorf-Aktivistin, diskutierte am 6. Juni 2005 ABATON in Hamburg mit Regisseur Lars Jessen, Günther Zint, Fotograf und Dokumentar des Brokdorf-Protestes, George Pauly, dem ¬Ñechten¬ì Kommunenhäuptling von damals, und dem Greenpeace-Atomexperten Thomas Breuer über den Film.

Am 10. Juni hatten die Kinobesucher im Kieler NEUEN STUDIO die Möglichkeit mit Angelika Beer und Klaus Müller MdL über den Film und Strom ohne Atom zu diskutieren.

Angelika Beer schilderte ihre Eindrücke zum Film:

¬ÑAls da gleich am Anfang des Films die Kommune nackt auf dem Bauernhof rum läuft, dachte ich erst: Oje, was für ein Klischeefilm! Ich hab das jedenfalls nie erlebt. Aber dann hat es mir immer mehr Freude gemacht. Ich habe über vieles herzlich gelacht, daß etwa eine Sozialarbeiterin für eine WG im Widerstand abgestellt wird. Das sind irreale Szenen. Aber dennoch werden die Kernpunkte der damaligen Stimmung getroffen.

Was der Film nicht zeigen kann: Brokdorf war nicht nur eine Öko-Graswurzelbewegung, sondern ein buntes Bündnis unterschiedlichster Initiativen, die sich aus Angst vor AKWs zusammengeschlossen haben. Für mich war Brokdorf die Politisierung überhaupt. Ich habe schon vorher politisch gearbeitet, aber die Atomfrage war existentiell: Das ist tödlich, warum machen die das trotzdem? Vor dem Tor in Brokdorf hab ich oft genug gesessen, die Hubschrauber kannte ich auch.

Aber das war schon ernster, als es im Film gezeigt wird. Wir waren auch eigentlich keine Bürger-Initiativen mehr, sondern hochgeschulte Experten, die über die Gefahren des Atomstroms genau Bescheid wußten, die Blockaden organisierten und Busse charterten. Am Ende hatten wir immer Schutzkleidung wegen der Wasserwerfer an und sogar Augenschutzbrillen gegen das Tränengas.

Der Tag des GAUs in ging mir durch Mark und Glieder. Meine erste Überlegung war: Wo ist dein Sohn? Die zweite: Ab ins Haus. Dann das Gefühl, über die Gefahr genau Bescheid zu wissen, sie aber nicht fühlen zu können. Ich hatte gerade Salat gegessen, als die Meldung im Radio lief. Mir wurde speiübel. Ich habe dann Monate keinen mehr gegessen.

Ich will den Film jetzt noch mal mit meinem Sohn ansehen. Der ist heute 31, war damals also noch viel zu klein, um das alles zu verstehen. Aber mitgekriegt hat der das natürlich. Ich war ja dauernd unterwegs. Auch wenn ich ihn nie mitgenommen habe. Das war mir einfach zu gefährlich. Die Gefahr, daß es eskalieren könnte, war ja stets da. Auch die Fronten waren härter, als es der Film zeigt. Ich hatte Hausdurchsuchungen, die haben meinen Kamin auseinandergenommen. Als ich Jahre später eine Zeitlang unter Personenschutz stand, traf ich auf Polizisten, die sagten, wir kennen uns doch irgendwoher. Und jetzt standen wir auf der gleichen Seite!¬ì

 

aus: Berliner Morgenpost

 

© 2004 - Angelika Beer, MdEP.
Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
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