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Angelika Beer
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Der Zopf bleibt dran

20.12.2004

So manch einer hat sich die Frage schon gestellt: Welche Bedeutung haben Angelika Beers Zopf und die bunten Zopfbˆ§nder? Die Grünen-Politikerin schrieb dazu einen Text - im Rahmen der Ausstellung "Kleider machen Politik", die im Herbst 2002 im Landesmuseum Oldenburg stattfand.

"Der Zopf selber ist einfach erklˆ§rt: Als ich 1987 erstmals für den Bundestag kandidierte, entschied ich mich, von meinen langen Haaren Abschied zu nehmen. Nicht ganz, denn einen Zopf, der mich seitdem auf allen Wegen begleitet, habe ich vor der Schere gerettet. Die besondere Bedeutung erhielt er erst spˆ§ter.

In den ersten Parlamentsjahren lernte ich schnell, dass die Frage von Militˆ§reinsatz auch oft einen Bezug hat zur Frage der Menschenrechte. Dies insbesondere dann, wenn Minderheiten wie die kurdische im Südosten der Türkei oder im Norden Iraks Opfer militˆ§rischer Gewalt werden. Ich besuchte die Region oft und traf immer wieder auf die Journalistin Lissy Schmidt, die bald zur Freundin wurde. An einem Abend im kurdischen Diyarbakir/Türkei feierten wir die Freilassung eines gemeinsamen Freundes - die kurdischen Farben gelb-rot-grün fanden sich überall wieder. So auch abends in einem bunten Knˆ§uel Bˆ§nder, die Lissy mir schenkte. Lissy Schmidt wurde am 3. April 1994 im Norden Iraks aus dem Hinterhalt erschossen. Seitdem flechte ich die Bˆ§nder in meinen Zopf. Eine Erinnerung an Gemeinsamkeit, Freundschaft und das gemeinsame demokratische Anliegen die Unterdrückung der Kurden zu besiegen.

Das Zeichen dieser persˆnlichen Erinnerung führte zu harten politischen Kontroversen. Im Januar 2001 reiste ich mit einer Delegation des Verteidigungsausschusses in die Türkei. Auf dem Weg zum türkischen Verteidigungsminister teilte man uns mit, dass die Delegation nur ohne mich empfangen werde, weil ich die Farben der terroristischen PKK tragen würde oder aber ich sollte sofort den Zopf entfernen. Ich lieˆü diesen Termin aus, um sinnlose Auseinandersetzungen zu vermeiden. Bei dem Folgetermin dann erwarteten uns in dem Empfangsraum etwa 20 türkische Journalisten. Kameras schwirrten um mich herum, Fotoapparate klickten hinter meinem Rücken. Der staatliche Fernsehsender übertrug diese Szene live ¬ñ ebenso wie die Rede des Vorsitzenden des türkischen Verteidigungsausschusses, der mich des Terrorismus bezichtigte. Der Termin musste abgebrochen werden. Die Journalisten verfolgten mich bis ins Hotel. Am nˆ§chsten Tag musste ich die Türkei verlassen...

Der Spiegel titelte dann: "Der Zopf bleibt dran!" In diesem Sommer hat das türkische Parlament Reformen beschlossen, die den Kurden deutlich mehr Rechte einrˆ§umen. Vorzeitig im Herbst wird eine neue Regierung gewˆ§hlt. Kurz darauf werde ich die Türkei wieder besuchen. Mit Zopf und mit den Farben die für eine Freundin und den Kampf um Menschenrechte stehen. Denn es bleibt dabei: der Zopf mit den Farben bleibt dran. Der Kampf um Demokratie und Menschenrechte geht weiter."

Diesen Text schrieb Angelika Beer im August 2002.

 

© 2004 - Angelika Beer, MdEP.
Dieser Text ist Teil des Internetauftritts von Angelika Beer, MdEP.
www.angelika-beer.de

 

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